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Reden: „Wir müssen unterscheiden zwischen Meinung und Hass.“

Moritz Wichmann von »Jungle World« sprach mit Marlis Prinzing über die Verantwortung der Medien im Fall von Köln und über falsche und richtige Informationen. Sie fordert eine Versachlichung, eine konstruktive Kritik an Medien, mehr Medienethik-Unterricht innerhalb der Ausbildung an den Journalistenschulen und den Journalismus-Studiengängen, sowie einen ethischen Kompass auch für Medienunternehmen und das Publikum.

Wichtig sei aber auch ein entschiedenes Auftreten gegenüber jenen, die in Kommentaren nicht Meinung äußern, sondern einfach beleidigen: „Wir müssen unterscheiden zwischen Meinung und Hass.“ Und sie verlangt von Journalisten einen kritischen Blick auf allen Gruppen einer Gesellschaft, also auch auf Polizei oder der Staatsanwaltschaft sowie das Selbstbewusstsein, dem eigenen Augenschein zu trauen. Außerdem weitet sie die Perspektive des medienethisches Kompasses über den Berufsjournalisten hinaus aus auf Medienunternehmen und Medienpublikum. Teil des Problems sei, dass viele Redaktionen unter einem sehr hohen, weiter wachsenden zeitlichen und ökonomischen Druck stehen und dass Personal fehle. Da leide automatisch die Qualität der Arbeit und die Qualität der Arbeitsbedingungen wiederum sind auch ein unternehmensethisches Thema, bei dem sich Medienmanager an die Nase fassen müssen. Ein weiterer Problembereich entstehe durch den bislang fehlenden medienethischen Kompass auch für das Publikum.

Wie könnte der aussehen? Kernaussagen des Pressekodex auch dem Publikum gezielt bekannt machen, schlägt Marlis Prinzing vor. In einem Schulfach Medienkompetenz oder Medien ließe sich lehren, was etwa verunglimpfende Veröffentlichungen bei anderen anrichten können, sowie  welche Möglichkeiten helfen, um sich vor Übergriffen, beispielsweise in sozialen Netzwerken, zu schützen. Da bestehe eine große Wissenslücke. Dabei könne das publizierende Publikum der digitalen Mediengesellschaft kann genauso viel anrichten oder gutmachen wie jene, die publizieren, die aber vorher eine Ausbildung hatten.

Zum Interview: Jungle World Nr. 7, 18. Februar 2016

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