2001
Rotes Sofa, 11. Oktober
Alfred Hrdlicka kommt nicht
"Ich betrete nicht den Boden eines Landes, das Krieg spielt",
erklärte der Wiener Bildhauer, Grafiker und Maler Alfred Hrdlicka
und sagte seinen Auftritt beim Roten Sofa ab.
Die
Nähe zum Nato-Stützpunkt in Stuttgart, die Rolle der Bundesregierung
(Gerhard Schröders militärische Angebote an die USA, das Ja
zum Militäreinsatz) verstärken diese Auffassung. Ein Künstler
ist für Hrdlicka stets auch ein Politiker, Gewalt ein zentrales
Motiv in seinem Kunstschaffen: Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus
in Wien gehört zu seinen größten Arbeiten.
Viele
seiner Werke für den öffentlichen Raum waren von heftigen
Auseinander-setzungen begleitet. Hrdlicka kämpft mit seiner kreativen
Kraft gegen jede Art von Ideologie; so setzt er beispielsweise fromm-christliche
und marxistisch-stalinistische Anschauungen auf eine Ebene: In beiden
mache der Mensch sich selbst zum Ebenbild und Ideologie versperre generell
den Weg zur Menschlichkeit.
Hrdlickas
Menschenbild reicht an den Begriff der Erbsünde: Für ihn scheint
der Mensch zu allem fähig, nicht aber zu einer positiven Wandlung.
Die Radikalität und Konkretheit, mit der er Position bezieht, haben
ihm weltweit Anerkennung und höchsten Rang in der Gegenwartskunst
eingebracht. Hrdlicka widersetzt sich jeder Form von Anpassung.
Die
Schrecken von Gewalt, Faschismus und Krieg begleiteten ihn von klein
auf. Geboren 1928 in Wien als Sohn eines kommunistischen Gewerkschaftsfunktionärs,
sah er als Sechsjähriger erste Haus-durchsuchungen im Elternhaus
und erlebte dann, wie sein Vater von den Nazis inhaftiert wurde. Wenige
Tage später erfuhr er, dass der Sohn seines Taufpaten unter Dollfuß
hingerichtet worden war.

Bericht
der Geislinger Zeitung ...
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